Textatelier
BLOG vom: 07.09.2021

Schutz und richtige Hilfe für das Wildtier Igel

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Fridlich am Futternapf (Foto Gerhard Hornung)
 

Der schützenswerte Igel ernährt sich überwiegend von Insekten, Würmern und kleinen Wirbeltieren. Damit er nicht große Areale bei der Futtersuche aufsuchen muss, verspeist er mit Wonne das in Gärten angebotene Igelfutter. In dieser Abhandlung wird geklärt, welches Futter das Beste ist, wie sich Gartenbesitzer richtig verhalten, welche Gefahren dem Igel drohen und wie sich die Igel lieben.

Der Schopfheimer Gerhard Hornung beobachtet schon einige Jahre Igel, die in seinen Garten kommen. Er bastelte sich eine Kiste mit einem zehn mal zehn Zentimeter großem Einschlupfloch, um Wasser und Futter vor Katzen zu schützen.  In der Kiste befindet sich eine Schale mit Wasser und eine mit Igelfutter. Das Spezial-Igelfutter wurde von einer Frau von einer Gemeinde auf dem Hotzenwald empfohlen. Die Frau betrieb eine Igelstation für verletzte oder kranke Tiere. Das Trockenfutter des Handels ist ein artgerechtes vollwertiges Futter. Es enthält eine Extraportion Fleisch, Insekten und Ei. Es hilft besonders Jungtieren und kranken Tieren zu überleben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) weist darauf hin, dass auch eine Mischung aus Katzenfutter, Trockenfutter und ungewürztem Rührei gut für das Tier ist. Obst und Milch darf auf keinen Fall dem Igel angeboten werden.

Auch in anderen Gärten suchen immer wieder Igel die Futterstellen auf.  Als ich bei Christian Wirth in Fahrnau im Juli 2020 um 21 Uhr fliegende Hirschkäfer beobachtete, tauchten aus einem Gebüsch zwei Igel auf. Sie hatten keine Scheu, schnupperten herum und fanden bald darauf die Futterstelle am Haus.

Dürfen nicht gefangen werden
Obwohl gegenüber einer Frau in Lörrach-Haagen ein absolutes Tierhaltungsverbot ausgesprochen wurde, zog sie 40 Igel in ihrem Haus auf. Sie wusste wohl nicht, dass die Igel zu den besonders geschützten Tieren gehören und dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen nur verletzte, unterernährte, hilflose oder kranke Tiere aufgenommen werden, um sie gesund zu pflegen. „Wir sollen nur aktiv werden, wenn es nötig ist, einen Igel zu helfen“, sagte Klaus Böttger von der BUND-Ortsgruppe Schopfheim. Er gibt noch diese Empfehlung:  Wer einen hilfsbedürftigen Igel findet, sollte sich einen Rat bei örtlichen Tierschutzvereinen, dem Veterinäramt oder bei einem Tierarzt einholen.

Gartenbesitzer sollen ihren Garten naturnah gestalten, für einen Laubhaufen und für durchlässige Gartenzäune sorgen.

Leider ist der Igel Gefahren ausgesetzt. So können die Tiere in Baugruben, Kellerschächte und Schwimmbecken fallen. Um das zu verhindern, sollte man abdecken. Hauptfeind ist das Auto. In Siedlungsgebieten oder in Nähe von Gärten, Hecken, Gebüsche, sollte man vorsichtig fahren. Auch der Einsatz von Laubsaugern sollte man verzichten.

Bis 7000 Stacheln schützen ihn
Igel dösen tagsüber unter Sträuchern oder in Laubhaufen. Nachts werden sie putzmunter und sind auf Nahrungssuche. Das Stachelkleid, das aus 5000 bis 7000 Stacheln besteht, ist ein vortreffliches Schutzmittel gegen Feinde. Taucht beispielsweise ein Uhu oder Dachs auf, rollt er sich schnell zu einer Kugel zusammen.

Wie lieben sie sich?
Immer wieder taucht die Frage auf, wie sich Igel eigentlich lieben. Natürlich ganz, ganz vorsichtig! Die Paarung erfolgt Anfang Mai und Ende August. Da schnauft nicht das umkreisende Männchen, sondern das Weibchen. Dieses „Igelkarussell“ ist kein Igelkampf. Die Tragezeit beträgt 5 Wochen. Einmal im Jahr werden bis 5 Junge geboren. Die Igelin säugt die Jungen 6 Wochen, dann ist es mit dem Nahrungsangebot vorbei. Die Jungigel suchen dann ihre eigenen Lebensräume.

 

Beratungs-Hotlines
Schweiz: www.igelverein.ch (Igelstationen der Schweiz, Infos zu verletzten Tieren mit Telefonnummern)
Deutschland: www.pro-igel.de

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst